Es scheint sich jetzt langsam im Verlagswesen zu manifestieren: Blogger sind eine günstige Werbeplattform. Das zeigen Projekte wie das Bloggerportal der Random House Gruppe, die Love Letter Convetion oder die zur Leipziger Buchmesse kontrovers gehandhabte Bloggersession.
Doch ist es das was wir anstreben sollten?
In all den Diskussionen rund um das Thema "Blogger und Verlage" wird immer gerne verlangt das wir professioneller werden sollen. Aus Verlagssicht völlig sinnvoll: ein professioneller Blogger macht auch professionelle Werbung mit auswertbaren Zahlen. Was bei diesem Anstoß gern unterschlagen wird, ist die
Tatsache das "professionell" eng
mit "Profession" (o.a. Beruf, Gewerbe) zusammen hängt. Ein professioneller Blog setzt aber eine professionelle Betreuung vorraus. In diesem Sinne muss man viel mehr Zeit und Kapital aufwenden und ausserdem fachliches Wissen erwerben. Die meisten von uns werden jedoch ihren Blog kaum als Berufstätigkeit nutzen. Denn die Brötchen kann man davon noch nicht finanzieren.
Verlage sollten Blogger einfach mal nicht als billige Werbeplattform sehen, sondern als wertvolles Marketingtool und als Trendsetter.
Was wollen die Leute lesen? Was sind die Wünsche und Hoffnungen die eine bestimmte Zielgruppe hegt? Wir wissen es, denn wir sind diese Leute und wir sind Teil der Zielgruppe (jeder beliebigen zu diesem Zweck). Blogger sind vernetzt untereinander und mit der Welt. Außerdem bieten wir noch etwas anderes: Diversität. Bloggen ist heute so einfach wie nie. Leute mit unterschiedlichem Hintergrund, Bildungsstand, Fähigkeiten und Erwartungen, praktisch jeder kann auch ohne viel Wissen einen Blog starten. Das schafft Vielfalt und die zieht interessierte Leser an. Für die Verlgae ist ein Blog also doppelt interessant: einmal als Kunde und einmal als Geschäftspartner. Desweiteren kann ein Blogger zum Fan werden und sogar eine Marke bejubeln. Was will ein Verlag mehr?
Ein Blogger kann seine Leser in Sekunden mit einem neuen Beitrag erreichen. Viel schneller als ein Verlag an seine Zielgruppe herantreten kann. Ich gehe auch soweit zu behaupten das ein Blogger kaum Streuverluste hat und das - schockierend - ohne eine ausführliche Mediaplanung. Wir helfen Eure Bücher und Autoren zu verbreiten, in manchen Fällen sogar direkt Euren Verlag (siehe z.B. die ganzen Aktionen rund um den Drachenmond Verlag bei Skyline of Books).
Alles was wir im Gegenzug erwarten ist eine spannende Geschichte, eine einmahlige oder interessante Erfahrung. Jeder Verlag kann sich freuen wenn ein Buchblogger, völlig uneigennützig (na ja zumindest oft genug) etwas aus dessen Programm vorstellt, verbreitet und sich in manchen Fällen dafür sogar noch abmüht. All das freiwillig, neben Beruf, Studium, Familie und so weiter.
Blogger ernster zunehmen und mehr in den Fokus der Kommunikationspolitik einzubeziehen, uns nicht nur als billige Werbemaßnahme für Zwischendurch belächeln, würde niemandem schaden.
Wir leben in einer mehr und mehr globalisierten Welt, doch offensichtlich ist das in vielen Köpfen noch nicht angekommen. Wir halten fest an Grenzen, Rassen und Fachgebieten und lassen nur schwerlich mit uns reden. Jeder Blogger bietet eine Einzigartigkeit welche von Verlagen so nicht abgedeckt werden kann. Genau diese Einzigartigkeit macht Blogs ja gerade so interessant für die breite Masse. Jeder kann mit ein paar Klicks etwas passendes finden.
Heutzutage ist es doch schwer wie nie mit einem Produkt, Buch, Autor usw. aus der Masse herauszustechen. Die Marketingabteilung muss für eine gute Kampagne alle Register ziehen. Buchblogger hingegen brauchen keine Zielgruppen- oder Marktanalyse. Wir haben unser Publikum immer dabei und das ist genau das: die passende Zielgruppe. Schließlich verschwendet niemand Zeit einen Blog zu lesen dessen Inhalte nicht interessieren. Buchblogger können helfen Trends zu kreiiren und fungieren dabei oft als Cheerleader (positiv & negativ).
Ein wirklich gutes Buch kann sich in der Community wie ein Virus verbreiten. Da freut sich die Marketingabteilung jedes Verlages!
Professionalisierung damit ein Blog von den Verlagen ernst genommen wird? Nein, ganz sicher nicht. Mehr Respekt, das hingegen, ja.
Für Blogger sollte also Authentizität im Vordergrund stehen. Mit seinem Blog soll doch jeder einfach das anstreben was er wichtig findet und was machbar ist. Dazu brauchen wir auch keine Bloggersessions.
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