Samstag, 7. April 2018

Vernichtung: Rebell - ich spüre den Zorn

Titel: Rebell - Gläserner Zorn
Autorin: Mirjam H. Hüberli
Reihe: Rebell (Trilogie, nicht beendet)
Seiten: 259
Verlag: Drachenmond Verlag

Reiseweg: Willow studiert an der Uni Kunst und möchte eigentlich nur normal sein. Leider ist das nicht so einfach, denn sie sieht in den Augen der Menschen deren Spiegelbilder. Was es zu bedeuten hat kann ihr leider niemand sagen. Doch als an ihrer Uni plötzlich ein merkwürdig aussehnder Junge auftaucht, fangen die Ereignisse an sich zu überschlagen. Bald muss Willow erkennen das es nicht nur eine Welt gibt und es hintern den Spiegeln noch weiter geht.

Ich hatte mir schon lange vorgenommen mal etwas aus dem, in Bloggerkreisen hochgelobten, Drachenmond Verlag zu lesen. Dieses Buch war leider die falsche Wahl.
Ganz ehrlich, hat sich hier wirklich eine Lektorin mit beschäftigt? In einem zusammengfasst: schrecklich!
Aber ich kann sehen wieso das Buch viele postive Stimmen hat.

Das Cover des Buches ist Geschmackssache, aber perfekt für die eigentliche Zielgruppe gewählt, nämlich schätzungsweise Mädchen von 12 - 16 mit mäßiger Leseerfahrung in diesem Genre. Was die Autorin in diesem Zusammenhang falsch gemacht hat sind die Figuren. Die sind einfach zu alt für diese Zielgruppe.

Die Autorin hatte eine Idee - die Spiegelwelt. Das ist allerdings das einzige was sie hatte.
Die gesamte Geschichte hinterlässt bei mir den Eindruck einer Mary-Sue Story. Irgendwie ist Willow ganz toll, warum wird aber nicht gezeigt. Sie ist ein naives Mädchen mit heftigen Gemütsschwankungen und leider ohne ausreichend gesunden Menschenverstand. Sie benimmt sich wie ein sehr, sehr unreifer Teenager. Ihr zur Seite steht der "göttlich tolle" Noah, ihr Freund und im späteren Verlauf auch noch der mindestens genauso "tolle" aber sehr mürrische Bo. Ihre Freundin Sam und Sam's Bruder, sowie alle anderen Figuren braucht man hier wegen fehlender Substanz gleich gar nicht mehr erwähnen.

Die Handlung ist von vorne bis hinten Schwachsinn. Es gibt weder einen sinnvollen Grund das Willow auf die andere Seite gehen muss, noch einen Hinweis darauf. Das Einzige was wir bekommen ist eine vage Andeutung, dass Willow irgendwie wichtig ist. Warum, weshalb sagt ihr keiner und sie fragt auch nicht nach. Vermutlich wissen es die Figuren selbst nicht. Es ist also total sinnlos das sie überhaupt bei irgendeiner der Rebellenaktionen dabei ist. Denn das was sie am besten kann ist einfach nur hinderlich sein.
Ein Weltenbau ist praktisch nicht existent.

Die Klammernsetzung sollen als Stilmittel herhalten um die Gefühle und Gedanken von Willow vertiefend auszudrücken. Aber die Geschichte ist doch in der ich Perspektive geschrieben, wozu brauche ich dann so einen Quatsch?! Der Leser ist ganz gewiss nicht so bekloppt wie die Protagonistin. Wir verstehen das auch ohne Klammern!
Was soll diese gestelzte pseudo hippe Jugendsprache? Das Frage ich mich schon seit der ersten Seite...
Wieso erklärt Willow nie jemand irgendetwas und wieso verdammt fragt sie kaum nach? Und wenn sie dann mal nachfragt und keine Antwort bekommt wird sie immer gleich pampig und gibt sofort auf. Wieso gibt es bei keiner der Figuren auch nur die kleinste Entwicklung? Welches Klischee soll den Noah's VW Käfer bedienen? Müsste ich raten würde ich tippen das die Autorin VW Käfer toll findet/ selbst einen hat. Wenn das Auto im Zusammenhang wenigstens ein sinnvolles Klischee bedienen würde, wäre es okay. So ist das leider nur sinnloser input für den Leser.

5 merkwürdige Fakten oder wo ist die Realität?
- Noah trägt anfangs einen Anzug mit Jacket und Willow sieht seine Muskeln trotzdem. Vielleicht sollte sich Noah seine Anzüge dann nicht immer von seinem kleinen Bruder leihen? Könnte ja ausversehen mal passen dieses Ding. Oder ist der jetzt auch noch ein krasser Bodybuilder? O.o

-Willow macht ständig Anmerkungen gegenüber Sam das sie ihr nicht zuhört wenn Sam mit ihr redet. (Wir erinnern uns Sam ist die beste Freundin.) Da kommen dann Beschreibungen wie Sam's Geschwafel, Geplapper etc. also wenn meine beste Freundin mir nie zuhört ist aber was los!

- es ist für den Leser total wichtig genau zu wissen wer im Detail wie gekleidet ist. Um uns das Aussehen der Figuren und deren Stil noch näher zu bringen, gibt es ausserdem Zeichnungen (die ohne Frage schön sind). Leser haben schließlich keine Fantasy! Wir haben zwar kaum Handlung aber Hauptsache alle sind stylisch gekleidet.

- mit dem Seriengedöns will ich gar nicht erst anfangen.

- Mal davon abgesehen wie realistisch ein Mottotag an einer dt. Universität ist, habe ich auch noch noch nie Schließfächer für Studenten gesehen. Bei mehreren tausend Studenten die sich an so einer Uni tummeln fällt es Willow sicher auch nicht auf wenn da irgendwo ein neues Gesicht auftaucht. (Aber das wäre jetzt einfach nur kleinlich.)

- ach ja und am Ende des Buches muss - anstatt sich über wichtige Dinge zu sorgen - noch schnell ein Ball her, weil ohne Ball kein neues Umstyling und das Willow scheinbar nicht mehr nach Hause kommt, wird unter den Teppich gekehrt

- na ja solange man mit einem eben noch halbtoten Junge ohne Probleme durch die halbe Stadt läuft ist ja alles in Butter. Bo's Verletzung ist dann ja scheinbar auch nicht so wild.

Ich hatte den Eindruck das die Autorin einfach mal losgeschrieben, aber keinerlei Ausarbeitung vorgenommen hat. Was mich zu meiner Frage mit der Lektorin zurückführt. Leute ich suche immer noch den Sinn in der Handlung und in den Dialogen!
(Übrigens weshalb Willow selbst kein Spiegelbild hat ist doch klar wie Kloßbrühe, bitte sagt mir das dass nicht die in Teil zwei oder drei auftretende überraschende Wendung sein soll!) All diese Kritik hat nicht viel mit persönlichem Geschmack zu tun oder damit das ich definitiv zu alt für die Zielgruppe bin, sondern leider mit fehlendem Handwerkszeug von Seiten der Autorin.

Wie dieses Buch auf der Shortlist zum Deutschen Pahntastikpreis stehen kann ist mir schleierhaft. Wenn das unter den Besten ist, dann ist das ein Armutszeugnis für dt. Fantasy allgemein. Hier haben wir ein fantastisches Beispiel dafür was Networking und Marketing alles zu tun vermag, aber kein Beispiel für gute Handwerkskunst.

Leider sehr enttäuschend... ein Stern für die Idee, das Cover und die gute Anpassung an die eigentlich zu erreichende Zeilgruppe (bitte das nächste Mal die Protagonistin doch einfach in die Schule schicken, nicht an die Uni. Da gehört sie wirklich nicht hin.)


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